Mittelschule oder Gymnasium, ein Sportschwerpunkt oder doch lieber die Schule im Ort? Die Wahl der weiterführenden Schule wird in den meisten Familien heiß diskutiert. Denn: Die eine richtige Antwort gibt es nicht.
Über dem Wintersemester der 4. Klasse Volksschule schwebt eine ganz bestimmte Frage. Sie drängt sich ständig auf, wird auf Familienfeiern gestellt und am Frühstückstisch diskutiert. Sie ist Thema im Lehrerzimmer und beim Elterngespräch, sorgt bei den Kindern für Aufregung vor Schularbeiten und raubt Eltern auch mal den Schlaf. Sie lautet: Auf welche Schule kommt mein Kind nächstes Jahr? Es ist eine Frage, die nicht immer einfach zu beantworten ist. Weil sie mit Bildungschancen ebenso viel zu tun hat wie mit Kinder- freundschaften. Mit dem Schul- weg soviel, wie mit persönlichen Interessen. Und, weil es die eine richtige Antwort leider nicht gibt. „Diese Entscheidung wird von den Eltern als wichtige Weichenstellung für das weitere Leben begriffen“, weiß auch die Bildungswissenschaftlerin Sabine Buchebner-Ferstl. Und das löst Druck und Stress aus.
Dabei ist die Sache rein formal nicht weiter kompliziert: Nach den Weihnachtsferien beginnt der 1. Durchgang der Anmeldephase an den weiterführenden Schulen. Die Lehrkräfte an den Volksschu- len geben ihre Empfehlungen ab, Termine für Schulbesichtigun- gen werden vereinbart, bevor es Anfang Februar an die vorläufi- gen Anmeldungen geht. Bis Ende März wird an den Schulen dann über die Aufnahme entschieden.
Die Qual der Wahl.
Noch vor der eigentlichen Schul- wahl steht in der Regel zunächst die Schultyp-Wahl. Für viele Eltern steht dabei schon lange fest, dass ihr Kind einmal aufs Gymnasium oder auf die Mittel- schule im Ort gehen soll. Passen der Wunsch des Kindes oder die Empfehlung der Lehrkraft mit dieser Vorstellung nicht überein, kann es schwierig werden. Auch Kerstin Fielhauer, Mutter von zwei Kindern, kennt diese Zwickmühle. „Bei meiner Tochter war eigentlich relativ bald klar, dass sie ins Gymnasium gehen soll, da sie sich sehr leicht tut und immer sehr gute Noten hatte. Für meinen Sohn, der nun in der 2. Klasse ist, wird ein Gymnasium – sollten sich seine Noten und sein Lern- verhalten nicht drastisch ändern – nicht möglich sein. Ich denke,
dass in dem Moment, in dem man überlegen muss, ob ein Gymnasi- um passend für ein Kind ist, dies die falsche Wahl wäre.“ Wichtig ist es in jedem Fall, vorgefertigte Vorstellungen hintan zu stellen und die realen Interessen, Stär- ken und Schwächen des eigenen Kindes in den Fokus zu nehmen.
Mit Blick aufs Kind.
Dabei ist es nicht unproblema- tisch, dass die Trennung nach Schultyp hierzulande bereits
mit zehn Jahren, also außergewöhnlich früh, stattfindet. Denn: „Neben der Intelligenz spielen auch Dinge, wie Motivation, Konzentrationfähigkeit, Arbeitshaltung und Selbstständigkeit eine Rolle, die sich unterschied- lich entwickeln“, so Buchebner-Ferstl. Die gute Nachricht: Egal für welchen Schultyp man sich nun entscheidet, ein späterer Wechsel ist immer möglich. Seit dem Vorjahr steht durch die Einführung verschiedener Leis- tungsniveaus an der Mittelschule darüber hinaus ein Instrument zur Verfügung, dass dabei helfen soll die fachliche Schere zwischen AHS und MS weiter zu schlie- ßen: Wer aufgrund seiner guten Leistungen nun nach „Standard AHS“ benotet wird, ist den Schüle- rInnen am Gymnasium im Grun- de gleichgestellt, ein Übertritt ist so jederzeit möglich und „die überwiegende Mehrheit früherer MittelschülerInnen erreichen auch im neuen Schultyp einen positiven Abschluss“, weiß Buchebner-Ferstl. Bei all diesen Überlegungen bleibt aber vor allem eine Sache wichtig: Die künftige Schule sollte nicht über den Kopf des Kindes hinweg gewählt werden. Freundschaften, Interessen oder ein schönes Schulgelände sind für das Kind ebenso wichtig und nicht zuletzt ausschlaggebend für Motivation und Wohlgefühl. Und das wirkt sich wiederum auf den Lernerfolg aus.